Dienstag, 23. Oktober 2012

Tansanische Hochzeit


Der Wecker hat am Samstag morgen schon um 5.00 Uhr geklingelt, da wir uns gleich nach dem Frühstück auf den Weg nach Ndanda gemacht haben, zusammen mit der deutschen Schwester H. Sie war dort zu einer Hochzeit eines Bekannten eingeladen und hat uns netterweise gefragt, ob wir sie begleiten möchten.

120 km, 2,5 Stunden Fahrt und wir erreichten endlich unser Ziel, nachdem wir eine unglaubliche Wackelbrücke und einige Sandstrecken überwunden hatten.
Bei jeder Fahrt wird mir immer wieder aufs Neue bewusst, wie glücklich wir uns in Deutschland schätzen können, solche „Straßen“ nicht befahren zu müssen. Weder das Auto, noch deutsche Nerven würden solche Fahrten auf Dauer aushalten.
Unterwegs konnten wir fast nur Strohhütten oder angefangene Bauten sehen. Oft fehlt den Menschen das nötige Geld ihr angefangenes Werk zu vollenden. Viele haben auch nicht mal das Geld, sich überhaupt Backsteine zu leisten. Stück für Stück erschaffen sie ihr Eigenheim mit Geschenken der Natur.

Es ist traurig, wie unzufrieden man doch in Deutschland ist, wobei man da doch wirklich alles hat – und von allem viel zu viel. Wir leben in einem Überfluss, der für die meisten kaum mehr greifbar ist. Sehr erschreckend ist es für mich, dass man erst das komplette Gegenteil zu Gesicht bekommen muss um zu realisieren, was man selbst alles besitzt. Während Deutsche sich teilweise beschweren, dass sie nur eine zwei – statt 3-Zimmer-Wohnung haben, wäre man hier schon froh, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben. Armes Deutschland.

Bevor es in die Kirche ging, mussten wir noch ein neu angefertigtes Bett in der nahegelegenen Schreinerei abholen. Doch das war nicht wie in Deutschland üblich bereits in alle Einzelteile zerlegt, nein, es war komplett aufgebaut und sogar die einzelnen Bretter, die als Lattenrost dienen wurden extra nochmal hineingelegt. Gut, das Bett war gut, also konnten wir es auseinander bauen und in dem Landrover verstauen, bzw. teilweise auf dem Dach. Durch dieses sperrige Teil wurde dann die Heimfahrt ziemlich unbequem, aber gut, dafür hatten wir ein neues Bett für das Regionalhaus besorgt.

Anschließend ging es in die Kirche, welche - typisch tansanisch - unpünktlich begann.
Wie einst ein tansanischer Pfarrer in unserem Gottesdienst in Wechterswinkel sagte:
„Die Europäer haben zwar die Uhren, die Tansanier aber die Zeit“.
Oft muss ich an diese Worte denken und dabei schmunzeln.
Das Brautpaar wurde bei ihrem Einzug vom Chor, ihren Trauzeugen und allen Gästen begleitet. Der Bräutigam trug einen schicken schwarzen Anzug und die Braut einen weißen Rock mit passendem Korsett. Sie war sehr stark geschminkt und glitzerte am ganzen Körper.
Die Trauzeugen in Tansania haben hier eine sehr wichtige Aufgabe und es muss sich hierbei um ein verheiratetes Ehepaar handeln, dessen Ehe in der Öffentlichkeit glücklich erscheint.

Der Ablauf war zwar ähnlich wie die in Deutschland, wobei die ganze Zeremonie viel lebendiger gestaltet wurde. Während der Chor ein Lied nach dem anderen schmetterte, tanzten die Frauen, Kinder und Männer in den Gängen und Bänken. Wahnsinn, dieses Rhythmusgefühl der Afrikaner.
 
Nach dem „Ja-Wort“ wurde das frisch vermählte Brautpaar auch von allen Gästen gratuliert und es dauerte ewig, bis jeder wieder seinen Platz einnahm.
Es war sehr interessant und uns eine Ehre bei einer tansanischen Hochzeit dabei sein zu dürfen.


Doch wie ich hier schon oft feststellen durfte: „andere Länder – andere Sitten.“

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